Montag 20.06.2005
Wie löse ich eine Schreibblockade?

Wahrscheinlich gar nicht. Ich lehne mich also zurück, schaue auf das Eingabefenster und warte, dass die Wörter kommen.

In den letzten Tagen fiel das schwer, vielleicht wegen der Hitze, der ungewohnten Situation mit den Handwerkern oder vielleicht wegen der vielen und doch wenigen Sachen, die so passiert sind und die mich beschäftigen.

Ich könnte über Details schreiben, die ich niemals sehen wollte, so wie die rasierten Achselhöhlen des einen Dachdeckers oder die kiffenden Kinder (vieleicht 9 Jahre) vor unserer Haustür.

Oder über Dinge, die verwirrend sind, wie Hannahs "heiß", das sie für alles verwendet, was wärmer oder kälter als handwarm ist.

Oder über Menschen, die mich mit ihrer Gedankenlosigkeit oder grenzenlosen Dummheit enttäuscht haben, die nur an sich denken und Verabredungen nicht einhalten.

Ich könnte über Sachen schreiben, die ich auf einem Extrablatt festhalte oder über die Sachen, die hier noch anstehen.

Aber für all das ist es entweder zu heiß oder zu spät am Abend, oder die Worte wollen nicht fließen oder der Server ist gerade nicht da.

Und jetzt, wo ich plötzlich schreiben kann, kommt ein Rechtfertigungsversuch dabei raus, warum ich im Moment eigentlich nicht schreiben kann.

Also: heute war ich bei IKEA, da mal wieder eine Verabredung von einer Seite abgesagt werden musste und der dritte Part nicht aufzutreiben war und ich keine Lust hatte, das Gehämmer über mir den ganzen Tag zu ertragen.

Ich hatte ohnehin schon wieder einen Zettel mit Ideen und Maßen auf dem Küchentisch liegen und eine To-Do-Liste im Kopf, die immer länger wird.

Nun ist also Material für Raffrollos da, Bilderrahmen zur Verschönerung eines öden Aktenschranks, eine Aufbewahrungslösung fürs Kinderzimmer, ein paar neue Gläser und noch 1000 Sachen, die ich nicht kaufen wollte, aber irgendwie spontan einpacken musste.

Wann ich das alles fertigstellen soll weiß ich zwar nicht, aber ich habe wieder Ideen und Motivation, etwas kreativ zu gestalten.

Dafür habe ich sogar meine Säcke mit Teddyfellresten aus dem Keller geholt, da ich mich mal an Kirschkernkissen oder Kuscheltaschen versuchen will. Dass ich eigentlich gar nicht richtig nähen kann, verdränge ich einfach. Der Wille zählt.

Der Berg Kochbücher will durchgesehen und neu verstaut werden, einige Stühle haben wacklige Beine, ein Rollcontainer braucht dringend einen neuen Platz, in den Garten wollen wir etwas mehr Gemütlichkeit zaubern und und und.

Vielleicht komme ich auch deshalb nicht zum Schreiben, weil einfach noch zu viel getan werden muss, bevor man darüber oder über die Belanglosigkeiten des Alltags schreiben kann.

Aber da ich hier schon mal sitze und tippe:

Hannahs aktiver Wortschatz erweitert sich immer mehr, der passive ist ohnehin schon riesig. Sie versucht schon bis drei zu zählen, indem sie die Finger vom Daumen bis zum Mittelfinger abspreizt, während ich zähle. "Ein" und "Dei" kommentiert sie bereits.

Lieder singen ist das Größte, am Liebsten Eigenkompositionen, in denen "Mama" und "Papa" vorkommen, ansonsten aber immer noch wie Klingonisch klingen.

Tanzen ist auch ein großes Thema - letztens hatte Hannah sogar einen Bauchtanzgürtel um und hat sich richtig gut zu orientalischen Klängen bewegt.

In Bewegung ist sie ohnehin den ganzen Tag: schaukeln, toben, rennen, hüpfen. Schwimmen ist das Tollste, vor allem, wenn man sie hochwirft und einfach ins Wasser plumsen läßt. Duschen und Abtrocknen kann sich Hannah auch schon so gut wie alleine - nur das Wasser kriegt sie nicht alleine an.

Aber auch Klettern steht absolut hoch im Kurs. Kein Sofa ist zu schwer zu bezwingen, kein Hocker zu rutschig, um es nicht zu versuchen.

Bilderbücher begucken und anschließend selber malen, Sachen nach eigenem Schema neu sortieren, das Essen lieber alleine mit Löffel, Gabel und Fingern essen und Puppe Louisa die Welt zeigen - unsere Kleine ist schon eine Große.

Eine Bekannte mit gleichaltriger Tochter behauptet immer, dass Hannah mit drei Jahren das Abitur machen wird (wahrscheinlich hat sie Recht, denn die "gefühlte Zeit" seit Hannahs Geburt sind erst ein paar Tage und in drei "gefühlten Jahren" können wohl 18 "echte" vergehen), aber mir reicht es schon, wenn sie mit Drei ein fröhliches und ausgeglichenes Mädchen ist und unsere Steuererklärung einreicht. ;-)

Nun habe ich zwar einfach stumpf drauflos geschrieben, ohne Zusammenhang, ohne Zensur und ohne tieferen Sinn, aber vielleicht kommt ja langsam wieder die Lust, das Erlebte in Worte zu packen.

Das leere Blatt, bzw. Eingabefeld ist bezwungen! *huck*
21:55 Uhr | 3 Kommentare | Dies und Das


Donnerstag 16.06.2005
Der Anbau geht in eine neue Runde: das Dach wird gedeckt. Diesen Part haben wir schweren Herzens an Profis abgetreten, da die Zeit sonst wohl etwas knapp würde, denn immerhin steht bis Herbst noch die Dämmung und das Klinkern auf dem Programm. Außerdem ist uns Frauen wohler, wenn die Männer Boden unter den Füßen haben.

So bin ich also momentan Baustellenleiter und darf den Dachdeckern auf die Finger gucken.

Das fällt mir übrigens ganz schön schwer, denn auch wenn uns das Haus gehört, so habe ich das Gefühl zu spannen, wenn ich gucke, was die Männer da so den ganzen Tag treiben.

Es ist so, als steht man am Fenster und schaut raus, während andere Leute reingucken. Zurückgucken gehört sich anscheinend nicht.

Aber es sind ja nur knapp zwei Wochen, bis das Haus ein neues Dach hat und in denen muskulöse, halbnackte Männer am Küchenfenster vorbeilaufen.

Schade eigentlich. ;-)
19:33 Uhr | 2 Kommentare | Dies und Das


Mittwoch 15.06.2005
Hach ist das ein gutes Gefühl, wenn man mehrere Termine für ein Wochenende unter einen Hut bekommen hat!

Drei Familien in drei Städten und das in drei Tagen - Besuchsmarathon mit abwechslungsreichem Programm und ganz bestimmt vielen schönen Momenten.

Ich freu mich schon drauf!
18:45 Uhr | kommentieren | Dies und Das


Donnerstag 09.06.2005
In NY geht man zu Starbucks, wenn man schnell einen Kaffee braucht. Man bestellt, bezahlt, holt am anderen Ende der Theke das fertige Getränk ab und geht.

In Düsseldorf läuft das anderes, da wird man gefragt, ob man "to go" oder "hier" haben will, denn "hier" bedeutet in einem Keramikbecher. Man wird nochmals nach der Größe des Getränks gefragt, auch wenn man sie erwähnt, da man sich ja das "Wie bestelle ich richtig bei Starbucks"-Schild hinter der Bedienung aufmerksam durchgelesen hat.

Man bekommt sein Rückgeld mit Quittung und wenn man kein Rückgeld bekommt, dann muss man wenigstens die Quittung nehmen - ob man will oder nicht.

Die Tante bei der Bestellung nimmt sich die Zeit, mit wasserfestem Filzstift die Bestellung auf den Plastikbecher zu kritzeln und in die anderswo nie genutzten Feldern Kreuze zu machen.

Das einzige, was mich an New York errinnert hat, war die Dame, die lautstark, in einer Sprache die Englisch nicht im Entferntesten ähnelt, die fertige Bestellung durch den Laden brüllt.

Dass ist zwar nicht nötig, ich stehe ihr erwartungsvoll im ansonsten leeren Laden gegenüber, gehört aber wohl zum Starbucksbesuch dazu. Und dass ich meinen Strohhalm bereits an der Selbstbedienungstheke geholt und ihn schon fast im Becher stecken habe, ignoriert sie ebenfalls dienstvorschriftsverliebt und legt ähnlich locker wie ein Cowboy seine Pistole auf den Saloontresen einen Strohhalm zum Kaffee.

Hätte sie nur ein bißchen mehr Kaffee in den Becher gegossen, ich hätte alles andere verziehen. Der Tall Mocha Coconut Frappuccino schmeckte nämlich scheußlich wässrig.

Naja, immerhin konnte ich mich draußen mit Hannah an einen Tisch setzen ohne dass jemand rauskam und mich wie sonst in Deutschland üblich belehrt: "Draußen nur Kännchen!".
16:38 Uhr | kommentieren | Dies und Das


Mittwoch 08.06.2005
Das war ja klar, dass man sich aus dem Flieger Andenken mitnimmt. Unsere heißen Schnupfen, Halsweh und Husten.

Ich halte mich mit Halsschmerztabletten schon seit der Rückkehr über Wasser, Männe hat es nun auch erwischt, einzig Töchterchen ist *toitoitoi* fit und munter.

Und auch der Jetlag hat uns mal wieder erwischt. Der dritte Tag soll ja bekanntlich der schlimmste sein, dass es danach aber nicht merklich besser wird hängt vielleicht auch mit den o.g. Errinnerungsstücken zusammen.

Und statt mich wie gedacht an den Reisebericht zu setzen, setze ich mich mit diversen Familienbildungsstätten auseinander, um nach halbjähriger Pause wieder mit Hannah zum Miniclub, zur Krabbelgruppe, zum Eltern-Kind-Treff oder wie sich das jeweils nennt, gehen zu dürfen. Auch die Fortsetzung des Schwimmkurses will arangiert werden.

Nein, ich drücke mich nicht vor der Abtipperei!
15:32 Uhr | kommentieren | Dies und Das


Montag 06.06.2005
Herzlichen Dank an Saskias Eltern für die "richtige" Post! :-)

Wir haben uns sehr gefreut und Hannah vor lauter "Wo ist die Nase? Wo ist der Bauchnabel?" spielen gequietscht!
19:37 Uhr | 3 Kommentare | Dies und Das


Sonntag 05.06.2005
Ich habe einen grünen Daumen der ausschließlich für Grünpflanzen taugt. Der andere Daumen ist eher ein kompostversorgendes Geschöpf, dass gerade mal einen Blumenstrauß für fünf Tage blühen läßt, aber mit blütentragenden Topfpflanzen auf Kriegsfuß steht.

Zum Polterabend habe ich aber nun eine Orchidee geschenkt bekommen, immer wieder hat sie sogar prachtvoll geblüht - dann legte sie eine mehr als einjährige Pause ein.

Vor Wochen hatte ich ihr angedroht, dass ich sie auf den Kompost werfen werde, wenn sie nicht mal langsam wieder eine Blüte zeigt.

Die Zeit unseres Urlaubs setzte ich als Galgenfrist.

Heute Nacht hat sie ihre erste von vier neuen Knospen geöffnet und sogar einen neuen Trieb konnte ich gerade entdecken.

Vielleicht ist der Daumen, der für die blühende Flora zuständig ist, doch nicht ganz welk und ich sollte der zweiten Orchidee auch mal Feuer unterm Hintern machen...
15:34 Uhr | 1 Kommentar | Dies und Das


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