Freitag 09.09.2016
Schlimm an chronischen Schmerzen ist, dass man das Vertrauen in Ärzte verliert.

Zuerst denkt man: Das wird wieder. Die Ärzte beruhigen einen, denn es kann durchaus zwei bis drei Wochen dauern, bis der akute, anfängliche Schmerz weg ist.

Dann geht irgendwann die Odyssee durch diverse Praxen und Fachbereiche los. Niemand kann mir sagen, was den Schmerz auslöst. An einem Punkt glaubt man niemandem mehr, an einem anderen wird man so empfänglich für jede Art von Versprechungen, dass man bereit ist, tief in die Tasche zu greifen, um den Schmerz loszuwerden.

Leider sind die meisten Ärzte heute auch Verkäufer und wollen Geld machen, wo es nur geht. Bei ausgelaugten Patienten kann so jeder Strohhalm teuer verkauft werden. Schließlich zahlen die Kassen ja kaum noch was...

Was aber noch viel schlimmer ist, als das Vertrauen in das Wissen der Ärzte zu verlieren, ist, den Glauben an sich selbst zu verlieren.

Es gibt Punkte, an denen ich mich aufgeben will. An denen ich Rotz und Wasser heule und mich der Schmerz überrollt, mich fast zerreißt und irgendwann durchgekaut ausspuckt.

Aber Aufgeben ist keine Option und mein Mann trägt mich durch die tiefsten Tiefen und hält mich (aus), wenn es mir am schlechtesten geht.

Was aber noch viel, viel schlimmer als all das ist, ist zu sehen, wie der eigene Schmerz sich in den Gesichtern derer spiegelt, die man am meisten liebt. Wie sie nur hilflos zusehen und das Kühlpack und die Schmerzmittel holen können und doch alles tun würden, um mir zu helfen.

Aber genau das ist auch gleichzeitig das Positive, das ich sehe: Ich werde nicht hängen gelassen, ich habe Unterstützung und muss da nicht alleine durch.

Es wird wieder bessere Zeiten geben. "Positiv denken, Mama!", sagt das kleine Kind. Wie kann ich da widersprechen?
10:14 Uhr | 9 Kommentare | Dies und Das



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