heute ist Muttertag. Ihr freut Euch vielleicht jetzt schon auf Euren ersten richtigen Muttertag, träumt davon, wie es ist, wenn der Herzensmann mit einem Frühstück ans Bett kommt, eine rote Rose neben dem frisch gespressten Orangensaft, Kaffee und Brötchen duften verführerisch und das Kleine liegt giggelnd und fröhlich glucksend neben Euch, während der Herzensmann verliebt guckt.
Etwas später kommen Mann und Kind mit selbstgemalten Bildern und selbstgeflückten Blumen und dem obligatorischen Frühstückstablett ans Bett. Alles ist rosarot und von Krönungsduft und lieblicher Musik unterlegt.
Zum Mittagsessen läd der Herzensmann in ein kinderfreundliches Drei-Sterne-Restaurant und am Nachmittag wird fröhlich mit Oma Erdbeerboden gegessen.
Die Wahrheit sieht anders aus.
Das eine Kind hat die halbe Nacht wegen Vollmond und Schnupfen im Schlaf vor sich hingewimmert, was Mama nicht schlafen ließ und sie bis halb vier wachlag. Gegen Viertel nach sechs ist dann trotzdem die Nacht rum und Papa fühlt sich krank und steht kurz nach dem Rest der Familie auf.
Diese Zeit nutzt Mama, um den Küchentisch von Spielzeugbergen und Abendbrotkrümeln zu befreien und stellt den obligatorischen Muttertagsstrauß, den es schon am Vortag gab, weil mann ihn nicht einfach irgendwo verstecken kann, auf den Tisch.
Während sich die Kinder lautstark um ein beliebtes Spielzeug streiten und das kleine Kind nach voller Windel stinkt, setzt sie den Kaffee an und kommt am Spiegel vorbei, aus dem ihr ein übernächtigtes Wesen mit dunklen Augenringen und fettigen Haaren entgegenblickt. Na, egal, das Nachthemd hat ohnehin einen Joghurtfleck vom gestrigen Frühstück, den sie erst jetzt entdeckt.
Das große Kind kommt mit einem selbstgemalten Bild um die Kurve und wünscht fröhlich "Alles Gute zum Muttertag", das kleine Kind hat ein Zettelchen unterm Arm, überreicht diesen und das große Kind schaut etwas verdutzt, bricht den Satz aber mittendrin ab, als es merkt, dass Mama gerührt ist: "Das hat die Lena aber doch für die Ooo..., ach egal, schau mal, ich habe hier eine Prinzessin in einem Wunderschloß mit Schätzen für Dich gemalt..." (Danke, meine Große, für soviel Taktgefühl!)
Das Frühstück verläuft wie immer mit verkleckstem Erdbeerfruchtaufstrich und einem umgeworfenen Glas, aber das ist egal. Aufgeräumt wird später, die Kinder wollen die fleißig gebastelten "Beste Oma" Orden, Bilder und eine selbstgenähte Tasche mit Kinderzeichnungen runterbringen.
Oma ist gerührt und fragt irgendwann "Und was haben wir für Dich?"
Nichts.
"Gar nichts habt Ihr für mich", möchte man trotzig sagen, weil man doch gehofft hatte, dass der heutige Tag irgendwie anders wird. Irgendwie rosa mit Krönungsduft und lieblicher Musik unterlegt. Oder zumindest mit einer Kleinigkeit, die Männe mit den Kindern gebastelt hat, da man doch meinte, so Andeutungen in der Woche zuvor mitbekommen zu haben.
Aber das sagt man nicht, sondern freut sich, dass die Kinder stolz ihre Werke erklären, Oma gerührt ist, Männe nach einer harten Woche entspannt ist und man merkt, dass man eine wunderbare Familie hat.
Und genau das ist es dann: Muttertag ist jeden Tag. Denn ich bekomme alle naselang Bilder geschenkt - die Küche hängt voll davon. Ich bekomme fast täglich selbstgepflückte Blumen aus dem Garten, Sandkuchen gebacken und fröhliche Lieder vorgesungen.
Nichts ist heute anders. Vielleicht ist das das wahre Geschenk, wenn man erkennt, dass man jeden Tag das Glück im eigenen Haus hat.
Und nachher gibt es trotzdem selbstgebackenen Erdbeerboden bei Oma, eine wunderbare Stoffbestellung und eine Familienfahrradtour. Aber jetzt mach ich erstmal Mittagsschlaf. Auch so ein Luxus, den ich jedes Wochenende habe und nicht nur am Muttertag.
Ich wünsche Euch Mamas da draußen einen wunderschönen Sonntag im Kreise Eurer Lieben und Euch Schwangeren, dass Ihr Euch das werbegeprägte Muttertagsbild abschütteln könnt. Denn dann habt Ihr bald auch jeden Tag Muttertag und nicht nur einmal im Jahr. ;-)
13:40 Uhr
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