Ich sagte dem Doc schon vorher, dass der hintere Zahn trotz "Entnervung" noch schmerzt, wenn ich auf etwas Hartes wie z.B. eine weichgekochte Nudel beiße.
Daher hat der er wohlweißlich meinen Oberkiefer mit Betäubungsmittel bombardiert. Erwähnte ich bereits, dass Betäubungsmittel bei mir nicht richtig und vor allem nicht lange genug wirken?
Auf jeden Fall machte der Doc den nervbefreiten Zahn wieder auf, stocherte in zwei der drei Wurzeln mit einer Feile im Nervenkanal rum und ich sagte nix. Träumte mich aber auch nicht an einen Karibikstrand, das finde ich albern, schließlich liege ich mit weit aufgerissenem Maul auf einem Zahnarztstuhl, was kann man daran beschönigen?
Wie gesagt, bei zwei Wurzeln blieb ich gelassen, ist ja 'ne Betäubung drin, gell. Bei der dritten hätte ich den Doc gerne kastriert, denn so richtig wusste ich nicht, wohin mit meinen Händen. Da ich aber ein sozialverträgliches menschliches Exemplar bin, begnügte ich mich damit, meine lässig gefalteten Hände in meinem Schoß so ineinander zu krallen, dass ich hoffte, der Schmerz beim Bruch der Mittelhand wäre angenehmer als der in meinem Oberkiefer.
"Oh, das merken Sie?"
Ich grunzte als Antwort, kniff die Augen zusammen (Zähnezusammenbeißen ging ja nicht, siehe sozialverträglich) und ließ die Tränen laufen. Der Druck muss raus, auf Makeup hatte ich sicherheitshalber verzichtet. Wenn ich schon vorher ahne, dass ich heulen werde, kann ich ja wenigstens verhindern, dass ich anschließend dieses Smokey Eyes Blick von dieser Bille aus dem Tokio Hotel habe.
"Ist gleich vorbei!" - "Das machen Sie gut, Frau Arendt."
Alles Lügen! Der Schmerz steigerte sich nochmal und gut machte ich lediglich, dass ich nicht aufstand und ging mit einer Feile im Zahn.
Der Doc spülte den Zahn mit einem nach Chlor schmeckenden Medikament, stopfte noch etwas hinein, packte das Provisorium wieder drauf und erlaubte mir, nun endlich fest auf die Watterolle zu beißen. Seine Finger brachte er vorher in Sicherheit.
Und so ging ich mit der gleichen Ausgangssituation, mit der ich hergekommen war wieder nach Hause. Naja fast. Denn jetzt, wo die Betäubung endgültig wieder raus ist, merke ich, dass auch der vordere Zahn der Brückenkonstruktion schmerzt. Wahrscheinlich ist der Doc beim Spritzen am Knochen entlanggekratzt. Oder in meinem Mund bricht gerade das richtige Chaos aus.
Aber mit der Angst im Nacken, dass die Wurzelspitze sich nicht beruhigen wird, selbige gekappt werden muss, danach der Zahn so große Probleme macht, dass er gezogen werden muss und das ganze Theater, dass zu dieser beschi**enen Situation geführt hat, für die Katz war.
In diesem Sinne: Schönes Wochenende.
13:37 Uhr
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