Mittwoch 30.08.2006
Liisa, fragt nach Briefen, nach echten aus Papier. Und ich versuche, ihre Fragen zu beantworten.

Wann habt Ihr den letzten richtig persönlichen Brief bekommen (Rechnungen, Mahnungen, Behördenbriefe etc. zählen also nicht!)?

Mein letzter empfangener Brief war eine Beilage zu einem ebay Paket letzte Woche. Mit schön geschwungener Schrift bedankte sich die Verkäuferin für den Kauf, entschuldigte sich für die etwas unverständliche Beschreibung des Artikels und legte sogar noch Geld bei, für evtl. entstehende Kosten.

Der letzte Brief einer Bekannten war leider ein PC-Ausdruck mit ein paar persönlichen Zeilen, ein Weihnachtsrundbrief an alle ihre Verwandten und Freunde.

Mein letzter handgeschriebener war ein Brief mit einer Zeichnung Hannahs, den ich an eine Freundin geschickt habe. Ich schätze, sie hält ihn in Ehren.

Naja und Postkarten halt. Aber da scheint der Qualitätsstandard von Jahr zu Jahr sinken, denn kaum jemand macht sich die Mühe, etwas Persönliches oder auch nur Nettes zu schreiben, wenn denn überhaupt geschrieben wird.

Allerdings bekomme und schreibe ich relativ häufig elektronische Briefe, die dem alten Papierbrief nahe kommen.

Klar, man kann die Handschrift als Gefühlsindikator benutzen, was bei Emails und Ausdrucken nicht geht, aber ich sehe anhand der Wortwahl, ob der Briefeschreiber beim Schreiben eher lächelt oder angespannt ist. Das bemerkt man aber auch nur, weil man die Person auf der anderen Seite gut kennt.

Handschrift scheint ohnehin etwas sehr persönliches (geworden) zu sein. So zierten sich einige Leute, mir etwas Handgeschriebenes von sich zu geben, als müssten sie ein Stück ihrer Seele verkaufen.

Habt Ihr einen Lieblingsbrief?

Es gibt ein paar Zeilen, die mir liebe Menschen geschrieben haben, die mir sehr wichtig sind. Allerdings handelt es sich nicht um Briefe, sondern um kleine Momentaufnahmen, die in meinem Papiertagebuch zu finden sind.

Es gibt aber auch Briefe, die mir sehr wichtig sind. Ein Brief von 1985, den ich an meinen Vater geschrieben habe, als er in Ägypten arbeiten musste und meine Schwester gerade geboren war.

Oder ein Brief eines Mädels, das ich während eines Seminars 1995 kennengelernt habe und die bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

Aber ganz besonders wichtig sind mir die kleinen Alltagsbriefchen, die wir uns hier innerhalb der Familie schreiben. Mit kleinen Zeichnungen und immer dann zu finden, wenn der andere gerade nicht erreichbar war, man ihm aber eine Nachricht hinterlassen wollte.

Wenn Ihr Briefe bekommt, hebt Ihr sie auf, oder wandern sie gleich nach Beantwortung oder nach einer gewissen Zeit in den Papierkorb?

Alle Briefe und Postkarten, die ich in meinem Leben bekommen habe, wandern in eine mittlerweile recht großen Kiste, die ich von Zeit zu Zeit durchstöbere. Auch ein Buch, in das ich mit meiner liebsten Schulfreundin hin und her geschrieben habe, zähle ich dazu.

Gibt es einen Brief aus der Literatur (siehe Rainer Maria Rilke o.a. bedeutende Persönlichkeiten, deren Briefe in gedruckter Form veröffentlicht wurden), den Ihr besonders schätzt?

Da Briefe für mich etwas sehr kostbares sind, bewahre ich sie gut auf und vor allem für Fremde verschlossen. Daher gibt es auch keinen öffentlich bekannten oder literarischen Brief, den ich besonders schätze. Post hat für mich immer noch etwas mit Briefgeheimnis zu tun. Und daher schnuppere ich nicht in den Briefverkehr anderer hinein. Außer ich wurde in der Schule dazu gezwungen... ;-)
17:47 Uhr | 2 Kommentare | Dies und Das



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