Seit ich hier schreibe, liegt mein Papiertagebuch in der Ecke. Manchmal wünschte
ich, dass ich mehr auf Papier geschrieben hätte. Mehr davon, wie sich Dinge anfü
hlen, wie ich mich in Situationen gefühlt habe, was ich empfunden habe.
Ich schreibe online doch oberflächlicher, deute Dinge nur an, schreibe über das
Drumherum und erinnere mich dann darüber später wieder an das, was mir wichtig
war. Klar ist es für die Mitleser nicht so spannend, weil sie mein Leben nicht
miterleben, sondern nur gefilterte Worte bekommen und vom Gefühl mehr oder
weniger ausgeschlossen sind.
Irgendwie ist das aber wohl für mein Gehirn fast besser, denn ich muss mich aktiv
erinnern und kann nicht nur passiv lesen und die Menschen, die mich persönlich
kennen und hier lesen, die reimen sich ohnehin zusammen, was wirklich los ist. ;-)
Papier ist trotzdem sinnlicher und ohnehin persönlicher. Letztens habe ich mal wieder
in meinen alten "richtigen" Tagebüchern geblättert und konnte mich teilweise schon
anhand der Schrift wieder in die Situationen von damals versetzen.
Zitterige Schrift, Durchstreichen, neu anfangen, kritzeln, Zeichnung machen,
Passagen einrahmen, wichtige Details noch mit Sternchen zwischenquetschen und
Fotos einkleben, Personen beim Namen nennen und wirklich ALLES schreiben kö
nnen, was man will - all das macht für mich das "echte" Tagebuch aus.
Ach übrigens, einige für mein Leben wichtige Menschen habe ich in meine richtigen
Tagebücher schreiben lassen. Zwar keine Kommentare, sondern eigenständige
Einträge, aber eine gewisse Parallele zum Traumberg ist schon da.
Sicherlich kann man mit Fettschrift, anderem Fonds und .jpg einiges machen, aber ich
muss immer noch aufpassen, dass ich nicht unter der Gürtellinie lande oder etwas
schreibe, wofür mir andere einen Brief vom Rechtsanwalt schicken könnten.
Also wird hier immer wieder Weichspüler eingesetzt. Und das nervt mich manchmal
ganz schön, weil ich mich selbst bremsen, mir einen Maulkorb verpassen muss.
Und da ich im Moment viele Sachen, die mich bewegen hier nicht so schreiben kann,
wie sie mir durch den Kopf jagen und eigentlich ungefiltert raus müssten, schreibe ich
lieber gar nichts.
Daher habe ich für eine mir momentan wichtige Sache einen Block direkt neben dem
Rechner liegen und mache mir da Notizen. Aber vielleicht sollte ich doch mal wieder
mein angefangenes Papiertagebuch herauskramen und darin meine Gefühle und
Gedanken festhalten.
Und die Traumbergleser weiterhin gefiltert daran teilhaben lassen...
10:45 Uhr
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Dies und Das