Freitag 13.05.2005
Seit ich hier schreibe, liegt mein Papiertagebuch in der Ecke. Manchmal wünschte ich, dass ich mehr auf Papier geschrieben hätte. Mehr davon, wie sich Dinge anfü hlen, wie ich mich in Situationen gefühlt habe, was ich empfunden habe.

Ich schreibe online doch oberflächlicher, deute Dinge nur an, schreibe über das Drumherum und erinnere mich dann darüber später wieder an das, was mir wichtig war. Klar ist es für die Mitleser nicht so spannend, weil sie mein Leben nicht miterleben, sondern nur gefilterte Worte bekommen und vom Gefühl mehr oder weniger ausgeschlossen sind.

Irgendwie ist das aber wohl für mein Gehirn fast besser, denn ich muss mich aktiv erinnern und kann nicht nur passiv lesen und die Menschen, die mich persönlich kennen und hier lesen, die reimen sich ohnehin zusammen, was wirklich los ist. ;-)

Papier ist trotzdem sinnlicher und ohnehin persönlicher. Letztens habe ich mal wieder in meinen alten "richtigen" Tagebüchern geblättert und konnte mich teilweise schon anhand der Schrift wieder in die Situationen von damals versetzen.

Zitterige Schrift, Durchstreichen, neu anfangen, kritzeln, Zeichnung machen, Passagen einrahmen, wichtige Details noch mit Sternchen zwischenquetschen und Fotos einkleben, Personen beim Namen nennen und wirklich ALLES schreiben kö nnen, was man will - all das macht für mich das "echte" Tagebuch aus.

Ach übrigens, einige für mein Leben wichtige Menschen habe ich in meine richtigen Tagebücher schreiben lassen. Zwar keine Kommentare, sondern eigenständige Einträge, aber eine gewisse Parallele zum Traumberg ist schon da.

Sicherlich kann man mit Fettschrift, anderem Fonds und .jpg einiges machen, aber ich muss immer noch aufpassen, dass ich nicht unter der Gürtellinie lande oder etwas schreibe, wofür mir andere einen Brief vom Rechtsanwalt schicken könnten.

Also wird hier immer wieder Weichspüler eingesetzt. Und das nervt mich manchmal ganz schön, weil ich mich selbst bremsen, mir einen Maulkorb verpassen muss.

Und da ich im Moment viele Sachen, die mich bewegen hier nicht so schreiben kann, wie sie mir durch den Kopf jagen und eigentlich ungefiltert raus müssten, schreibe ich lieber gar nichts.

Daher habe ich für eine mir momentan wichtige Sache einen Block direkt neben dem Rechner liegen und mache mir da Notizen. Aber vielleicht sollte ich doch mal wieder mein angefangenes Papiertagebuch herauskramen und darin meine Gefühle und Gedanken festhalten.

Und die Traumbergleser weiterhin gefiltert daran teilhaben lassen...
10:45 Uhr | 2 Kommentare | Dies und Das


1. Von Eddie http://www.uni-muenster.de/Chemie.pc/Koller/Edgar.html (13.05.2005 11:51 Uhr)

Das stelle ich mir gerade vor - Tanja mit Maulkorb vorm Laptop...
2. Von Sabine http://loewenmaul.blogg.de (13.05.2005 15:17 Uhr)

Ich klammere auch vieles, was mich beschäftigt und bewegt, beinahe vollständig aus. Einmal Stress mit den Nachbarn, weil ich die Wahrheit über deren laute Gartenpumpe geschrieben habe, genügt mir. Das ist eben der Nachteil am öffentlichen Schreiben. Das mit dem "Weichspülen" habe ich gelegentlich auch getan, aber es macht eben nicht so richtig Spaß, weil niemand verstehen kann, was gemeint ist. Also lasse ich das mittlerweile ganz.
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