Von Los Angeles zum Grand Canyon
Wir verlassen Anaheim und unser von Palmen umgebenes Hotel bei um die 30°C und fahren los in Richtung Osten.
Ziemlich cool ist die Ansage unseres Navis: 507km geradeaus (parallel zur Route 66) bis zur nächsten Ausfahrt. Unglaublich!
Hinter einem kleinen Pass stecken wir plötzlich in einer dicken Nebelsuppe.
Als sich der Nebel verzieht, sind wir in einer komplett anderen Landschaft: Keine Palmen, kaum Grün - es geht nun Richtung Wüste.
Gegen Mittag kommen wir nach Needles, wo ein selbstironisches Plakat im besten Restaurant der Stadt ganz klare Ansagen macht, wo wir uns befinden...
Dafür, dass wir mitten im Nichts sind, gibt es im Waggonwheel aber genug Tinnef zu bestaunen und der Chef persönlich gibt den Mädels eine Runde Pferdereiten aus.
Die Burger sind groß, saftig und lecker und klar, wenn man am Arsch der Welt ist, auch kalorienreich, damit man es mit dem alten Gaul auch sicher zum nächsten Saloon schafft. ;-)
Die Mädels fallen in das Suppenkoma und verschlafen eine weitere Veränderung der Landschaft. Nun wird es kurzzeitig wieder grün und felsig und überall wachsen knubbelige Büsche.
Gegen 18 Uhr kommen wir in Williams an, von wo aus eine Sackgasse hoch zum Grand Canyon führt.
An einer leider geschlossenen Touristinformation nutze ich die Möglichkeit und rufe bei einem der Hotels in der Nähe des Grand Canyons an: Leider alles belegt. Im nächsten Hotel habe ich Glück: Es gibt noch ein Zimmer für schlappe 180 Dollar, das ich direkt per Kreditkarte buche. Mit der Buchungsbestätigung fahren wir vorfreudig die 60 Meilen zum Best Western in Tusayan.
Am Hotel angekommen, gehe ich mit der Buchungsnummer zur Rezeption, wo mich die Empfangsdame etwas überrascht anschaut. Das Hotel wäre schon seit Tagen ausgebucht, immerhin ist Spring Break (Osterferien) und die Buchungsnummer wäre auch viel zu kurz.
Nach einigem Hin und Her und einem Telefonat stellt sich heraus, dass ich das Best Western in Williams gebucht habe, obwohl am Telefon mehrfach laut und deutlich der Name des Hotels in Tusayan als Buchungsort bestätigt wurde.
Und nun? Nach 800 km im Auto will niemand mehr 100km zurückfahren, um sie am nächsten Morgen wieder hin und nach einem Tag am Grand Canyon wieder zurück zu fahren. Also storniere ich die Buchung in Williams und kehre zum Auto zurück: Enttäuschte Gesichter empfangen mich.
Die Laune sinkt auf einen Nullpunkt, wir haben Hunger und langsam wird es draußen düster wie unsere Stimmung.
Wir entscheiden uns, in den Nationalpark hinein zu fahren und unser Glück in einer der Lodges direkt am South Rim zu versuchen.
Da Spring Break ist, bezahlen wir keinen Eintritt in den Park, werden aber von einer Rangerin fröhlich begrüßt und stoßen nach ein paar Kilometern auf eine kleine Herde Elche.
Die Kinder sind begeistert, Holger fährt uns ins Grand Canyon Village und ich blicke auf den Sonnenuntergang und hoffe, dass ein Zimmer, eine kleine Hütte oder notfalls ein paar Betten in einem Schlafsaal für uns frei sind.
Ich betrete die erstbeste Lodge, komme in einen wuseligen Jugendherbergsessenssaal und trete dann mit Herzklopfen an den ersten Schalter, der frei wird.
Wir brauchen ein Zimmer. Dringend. Bitte.
"Jenny, buchst Du gerade ein Zimmer? Betty, was ist mit Dir?" Beide Damen verneinen und so lächelt mich die freundliche Dame an: "Dann gebe ich Ihnen jetzt das allerletzte verfügbare Zimmer im Grand Canyon Village! Es kostet aber 160 Dollar..."
Es ist direkt am Canyon, sogar preiswerter als das Best Western in Williams und vollkommen egal, wie winzig es ist: "Ich will es haben!"
Wir fahren zu unserem Haus, betreten ein großzügiges, nach Ökostandards eingerichtetes Zimmer und fallen uns nur noch erschöpft in die Arme. "Du bist Supermama!", rufen die Mädels und hüpfen fröhlich auf den großen Betten herum.
Als wir in der Angel Lodge direkt am Grand Canyon Abend essen, ist es "dunkel wie in einem Bärenarsch", so dass wir zum Glück gar nicht mitkriegen, wie nah wir an der Kante der riesigen Schlucht im kräftigen Wind entlanggelaufen sind. Ich krieg heute noch Herzrasen, wenn ich daran denke...
Zum Guten Schluss fahre ich mit dem Auto noch falsch herum in die Einbahnstrasse, die durch das Village führt und werde von einem jungen Ranger direkt angehalten. Erwähnte ich bereits, dass es dort mitten in den USA stockfinster ist? Eben.
Teil 1 - Düsseldorf-London-LA
Teil2 - Disneyland
10:32 Uhr
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2 Kommentare
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Dies und Das
Danke für die interessante Bilderreise und liebe Grüße von Inken
beeindruckende Bilder...
"finster wie im Bärenarsch" diesen Ausspruch kenn ich auch ;-))
LG Anja