Ich bin mit Radio und später MTV großgeworden und habe nie wirklich Energie in die Ausprägung eines Musikgeschmackes investiert.
Ich habe keine Konzerte oder Festivals besucht (ok, das stimmt so nicht ganz, immerhin war ich mal bei Fury in the Slaughterhouse und bei "1Live Das erste Mal", über das andere lege ich den Mantel des Schweigens und später dann bei The
Lingering Illness) und mich nach pubertären Anflügen von Staranhimmeleien nie wirklich für eine bestimmte Band interessiert.
So im Nachhinein finde ich das sehr schade, denn ich mag Musik und heute auch einige Sachen, bei denen ich mir vor 15 Jahren die Ohren zugehalten habe. Aber irgendwie ist sie für mich nicht mehr als Hintergrundrauschen oder eine angenehme Fahrstuhlmusik des Lebens.
Außer ich will es mir so richtig geben und in Gefühlsausbrüchen baden, denn Musik kann meine Stimmung
wahnsinnig beeinflussen.
Dann höre ich mir zwei, drei Lieder an, die mich an bestimmte Situationen oder Lebensabschnitte erinnern
und werde direkt in die Stimmung katapultiert. Was dann dazu führen kann, dass ich mittags um halb zwölf
plötzlich beim Küche aufräumen anfange zu heulen wie ein Schloßhund. Was wiederum dazu führt, dass ich
so richtige Musik nur alleine höre.
Und deshalb wollte ich auch keine Musik bei den Geburten der Kinder hören. Oder bei ihrer Entstehung.
Manchmal haut mich auch ein Film aus den Socken und mir laufen die Tränen - seit den
Schwangerschaften ist das wirklich schlimm geworden. Wenn ich aber den Film ohne Musikuntermalung
sehen würde, müsste ich sicherlich das eine oder andere Gähnen unterdrücken.
Aber ganz fürchterlich finde ich es, wenn ich Musik nicht entkommen kann und sie mich aggressiv macht.
Weil es Musikrichtungen oder Lieder gibt, die ich absolut nicht ausstehen kann oder ich gerade einfach
nicht in Musikstimmung bin.
Irgendwie kann ich das gar nicht richtig nachvollziehen, wann dieser Punkt kam, ab dem ich keine Musik
mehr so nebenher laufen ließ. Aber irgendwann zwischen diversen Umzügen muss es passiert sein und
nicht erst, seitdem die Kinder da sind.
Klar, mit Kindern im Haus ist der Lautstärkeregler ohnehin schon höher gedreht und da kann ich extra
Gedudel nicht unbedingt haben. Aber die Kinder sind kein wirklicher Grund, denn manchmal tanzen wir
zusammen durch die Küche oder singen im Auto lauthals Lieder mit.
Das Auto ist übrigens frei von Kinder-CDs: Kein Törö, kein Hexhex, kein Rolf oder Detlev. Der Fahrer darf
entscheiden, was gehört wird. Da das aber den Beifahrer irgendwann kirre machen würde, wenn
wahlweise Nine Inch Nails oder Sia laufen, ist der kleinste gemeinsame Nenner Radio. Oder mal eine
massenkompatible CD.
Also beneide ich weiterhin Menschen, denen ein Musikgeschmack gegeben ist, die sich auf Parties
stundenlang über das neue Albun von Bla und die Single von Blub unterhalten können. Da steh ich
daneben, als würden sie sich über Gehirnchirurgie austauschen.
Aber eins kann ich, und das ist nicht unbedingt gut: Ich kann mir Liedtexte merken. Spätestens beim dritten
Hören sind die Worte in mein Hirn gebrannt und ich krieg sie nicht mehr raus, weshalb ich auch heute
noch alle 80er Sachen mitsingen kann, die im Radio oder bei MTV liefen. Und das ist doch auch was, oder?
15:36 Uhr
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