Dienstag 12.02.2008
Heute morgen war die Beerdigung unseres Nachbarn. Seine Frau ist die, die mir den tollen Stoff gegeben hat.

Nach der Trauerfeier winkte sie mich zu sich und sagte: "Frau Arendt, ich habe schon wieder Stoff für Sie im Flur liegen! Ich muss sowieso mal langsam ein bißchen aussortieren, von meinen Töchtern will ja keine die Sachen haben. Sie kommen dann mal vorbei, ja?"

Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Aber gleichzeitig bewundere ich Leute, die für ihren Tod alles klären.

Meine Schwiegermutter erzählt mir auch immer wieder mal, wo welche Unterlagen liegen und was ich wann, wie und wo zu beantragen und zu machen habe, wenn sie und mein Schwiegervater mal nicht mehr sind.

Hach Leute, so langsam reichts!

Auf dem Friedhof wurde die Straße, auf der in den letzten fünf Jahren vier Nachbarn verstarben schon "Straße der Witwen" genannt. Von neun Nachbarn sind fünf Witwen, eine geschiedene Frau und drei Ehepaare. Dazu meine Schwiegereltern und wir, aber unsere Haus zählt nicht zum Witwenweg, da es auf der Ecke steht und straßenbaulich zu einer anderen Straße gehört.

Aber letztendlich wird uns das auch nicht vor dem Tod schützen, das ist leider klar.
15:29 Uhr | 4 Kommentare | Dies und Das


1. Von luftmasche (12.02.2008 18:47 Uhr)

Liebe Tanja,

solche Ereignisse regen immer zum Nachdenke ?er die eigene Sterblichkeit an. Ich finde sch?, dass Dich die Dame gleich auf der Beerdigung wegen des Stoffs angesprochen hat. In meinen Augen hat das etwas von sich Freimachen von Dingen, die nicht mehr wichtig sind, von Neusortieren ihres Lebens, das sie nun alleine f?ren muss.

Die Dinge geregelt zu haben, ist ein sehr beruhigendes Gef?l. Ich war sehr froh, dass wir l?gst ein Testament gemacht hatten, als mein Mann starb. So gab es f? mich und die Kinder keine unklare Rechtslage. Mit 36 und 42 waren wir sicher nicht in dem Alter, in dem man diesbez?lich ?licherweise vorsorgt und regelt.

Ich w?sche Dir, dass die n?hsten Feierlichkeiten und Zusammenk?fte mit Deinen Nachbarn ausschlie?ich freudigen Ursprungs sind.

Liebe Gr?e,

Petra (die noch immer ein schlechtes Gewissen wegen der noch nicht fotografierten Rosentasche hat... Kommt noch, kommt bald!)
2. Von Ute (12.02.2008 23:07 Uhr)

*Drück Dich mal*



Ich wünsche Euch allen noch vieeeel, vieeeel, Zeit!
3. Von Chrizzo http://chrizzonik.blog.de/ (13.02.2008 02:30 Uhr)

Wie nett von ihr, Dich direkt anzusprechen!
Ich sehe es ähnlich wie Petra oben, geregelte Dinge beruhigen.
Außerdem habe ich selber schon zwei Wohnungen ausräumen müssen von Verstorbenen, die mir sehr nahestanden, und der eine davon war noch lang lang nicht für das Gehen bestimmt. Weißt Du wie schwer das für die "Gebliebenen" sein kann, wie schmerzhaft? Damals habe ich mir vorgenommen, dass ich es ab einem entsprechenden Alter auch schon mal "geregelt" haben möchte, damit es die Bleibenden nicht so schwer haben. Denn für wen ist der Tod an sich (nicht etwaige Krankheiten vorher) schwerer? Und meine Oma verstehe ich nur zu gut, wenn sie mich bei jedem Besuch fragt, ob ich nicht Geschirr oder Decke xyz haben möchte. Leider kann ich sie ihr im Moment nur nicht abnehmen und sie im wahrsten Sinne des Wortes "erleichtern"... Wir leben ja in Brasilien und sie in Deutschland.
4. Von tanja (13.02.2008 20:37 Uhr)

Danke für Eure lieben Worte.


Ich habe unsere Nachbarin mit anderen Augen gesehen, als sie kopfschüttelnd am Grab stand, sich umdrehte und ging.


Für sie war die Zeit nach der Herz OP schlimm, da ihr Mann immer mehr abbaute und auch zum Schluß nicht mehr klar im Kopf war. Sie hat seinen Tod als Erleichterung für ihn und sich selbst gesehen.


Und dass sie nun aufräumen, Platz schaffen und ihr Leben neu regeln will ist sicherlich ein guter Schritt. Aber ihre Schultern hingen so sehr, als wolle sie ihrem Mann bald folgen, aber für ihre Töchter ein aufgeräumtes, vorsortiertes Haus zurücklassen, denn sie war letztens schon sehr traurig, als sie zu mir meinte: "Meine Töchter wollen den ganzen Kram nicht haben. Da wird ein Container kommen und alles ist weg!"


Hoffen wir, dass sie noch viel Zeit zum Aufräumen hat und den Tod ihres Manns verkraften wird.


Ich bin auch der Überzeugung, dass es gerade mit Kindern sinnvoll ist, für die Zeit nach dem eigenen Tod zu sorgen und daher werden wir auch bald ein Testament verfassen. Sicher ist sicher.


Aber die Häufigkeit, mit der wir in den letzten Jahren an die Sterblichkeit erinnert wurden, und gemahnt wurden, daran zu denken, wie es nach unserem Tod mit den Verbleibenden weitergehen soll, ist doch heftig.


Nicht zuletzte Aarons Tod hat mich dem Thema näher gebracht als alles vorher und ich versuche wirklich, jeden Tag mit meinen Lieben zu genießen.


Denn nicht der Tod ist wichtig, sondern das Leben vorher!

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