Urlaub bei den Axtmördern
Bei dem ersten Aufeinandertreffen mit virtuellen Persönlichkeiten ist man ja etwas angespannt. Hatten uns unsere Mütter nicht immer gesagt, dass wir nicht mir Fremden mitgehen sollten? Und was machen wir heute? Wir treffen uns mit wilden Wildfremden, heiraten evtl. sogar supermausi75 und freuen uns wie Bolle, wenn Frau...äh...Mutti zur Gartenparty in die grüne Villa einläd.
Da wir aber selbst so ganz normale Irre sind, haben wir uns, unsere Kinder und ein paar Flaschen Hochprozentiges eingepackt und sind nach Nierstein gefahren, wo uns eine fröhliche, wenn auch leicht gesundheitlich angeschlagene Frau...äh...Mutti auf einer Art Showtreppe die Tür öffnete.
Ich hatte nach dem ersten Telefonat mit besagter Frau davon geträumt, dass sie uns mit wehendem Haar auf dem Hof empfangen würde, aber so war es auch vollkommen ok.
Und sofort lief uns auch der beste Vater ihrer Kinder in die Arme, der fleißigst dabei war, die Halle zu räumen, denn das Wetter schien noch nichts von der Gartenparty mitbekommen zu haben.
Nach großem Hallo, Kaffee und Führung durch die Villa (da gibt es überall was zu entdecken) nahm Frau...äh...Mutti in unserem vollgestopften Auto Platz und lotste uns durchs verwinkelte und absolut knuffelige Nierstein zu unserer Unterkunft, dem Julianenhof.
Dort erwartete uns ein absolut großartiges Zimmer über zwei Etagen, wurde noch schnell das Reisebett des Enkels rausgeholt und das neue Laminat nebenbei erwähnt, so dass wir beim Verrutschen der Stühle immer brav die Stuhlbeine über den Boden schweben ließen.
Pia führte uns durch Nierstein zu einer Straußwirtschaft, in der Goldy's Mini Big Band das Beste der 80er, 90er und von heute spielte und zu der eine Reisegruppe tüchtig schwofte, und verließ uns mit schniefender Nase wieder.
Neben einem coolen Fisch an der Wand und lauter Mucke, gab es aber vor allem leckeres Essen und leckereren Wein. Beschwingt liefen wir über den Marktplatz zurück zum Julianenhof und genossen bei einer leckeren Flasche Wein vom Roten Hang unserern ersten Urlaubsabend mit zwei schlafenden Kids.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit einer gut gelaunten Pensionswirtin machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg nach Mainz. Wegen des Rheinland-Pfalz-Tages und den dazugehörigen Fernsehteams war der Dom leider gesperrt und öffnete erst am Nachmittag wieder seine Tore. Nebenbei bemerkt: Von außen ist er wesentlich hübscher als von innen.
Also wanderten wir rüber zum Gutenbergmuseum. Unser Eintritt war wohl eher Sprende, denn niemand hat unsere Karten kontrolliert. Nach einem Film über Gutenberg aus dem Jahre 1950 oder früher (ein animiertrer Schwarzweißfilm mit gruseligen Stimmen), schlenderten wir gemütlich durch das Museum, wo wir über Papiermühlen und ganz nebenbei auch über 1 1/2 Gutenbergbibeln stolperten.
Wären die Panzertüren nicht so auffällig gewesen, wir hätten diese extrem seltenen und teuren Schmuckstücke glatt übersehen.
Der Hunger trieb uns hinaus in die Altstadt, vorbei am Fasnachtsbrunnen,
über den 50° nördlicher Breite
hinauf zur Stefanskirche mit ihren wundervollen Chagallfenstern.
Auf dem Weg zurück zum Parkhaus konnten wir dann doch noch in den Dom hinein, aber anschließend nicht mehr aus dem Parkhaus heraus. Wegen der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt war die Parkhausausfahrt eine halbe Stunde gesperrt, doch leider zog es sich in die Länge und so standen wir auf Rampen und Parkebenen und waren froh, noch Getränke und Kekse im Auto zu haben.
Unser neues Navi lotste uns auf dem Rückweg direkt zur Grünen Villa, wo wir direkt mit der Produktion von Trinkjoghurt, Focaccia und Becherkuchen begannen. Anschließend gingen wir noch Blümchen pflücken
und durften Zeugen werden, wie problemlos sich die Kindelein alleine bettfein machen. Es hat doch Vorteile, wenn man keine Gute-Nacht-Geschichten mehr vorlesen muss, sondern die Kinder mit Minipizzen und Video alleine lassen kann...
Frau...äh...Mutti und der beste Vater ihrer Kinder empfahlen uns nämlich für ein leckeres Abendessen den Alten Vater Rhein und kamen gleich mit, um sich "wie beim Fernsehen" von einem Jungelternpaar und deren Kindern beim Essen unterhalten zu lassen. Leider wiederholte Lena ihr erstes Wort "Mama" nicht mehr...
Der nächste Tag begann mit einem Besuch in der Leib- und Magenmetzgerei der Frau...äh...Mutti und drei Regentropfen. Wir wurden herzlich begrüßt, Hannah mit Fleischwurst zufriedengestellt und der Chef persönlich drehte für uns Grillfakeln auf Gartenzäunen auf. Allerleckerst! Die Regenwolken verzogen sich, als sie merkten, dass wir das mit dem Grillen ernst meinten.
Nach einem kurzen Powernapping machten wir uns auf zur grünen Villa, wo bis dahin nur liebe Freunde und Verwandte hingefunden hatten, doch schon recht bald tauchten auch die ertsen Internetten auf.
Frau...äh...Mutti eröffnete das Buffet ("Da, bedient Euch!") schon beim Türaufmachen und führte die neuen Gäste durch das Anwesen.
Die Kinder räkelten sich in Hängematten, turnten in Baumhäusern herum, schaukelten, spielten mit den Schnuffeltieren der Elternrunde, betüdelten das "Baby Traumberg" (das taten aber nicht nur die Kinder!)
und kletterten im Abenteuerpark der grünen Villa im duftenden Hollunder herum.
Wir Mädels verzogen uns mit Sekt, Trinkjoghurt und "rosa Mädchenbier"
in den hinteren Teil des Gartens,
wo wir ganz ohne Kopftücher Gespräche über Schnickeldi am IUP-Rückholfaden, das Leben einer niederländischen Brasilianerin, Hochzeit, Kinder, Katzen, Impfungen, Blogs und vieles mehr philosophierten.
Die Männer hielten das Feuer in Gang, Hannah und der Kleine schmiedeten Holzschwerter
und Alke machte eine Wahnsinnsfeuershow, bei der auch der Große und die Mittlere einen guten Eindruck hinterließen.
Irgendwann nach der zweiten oder dritten Grillrunde (Dank an Grillmeister Markus!) zogen wir mit einem müden und einem schlafenden Kind wieder in unsere Unterkunft um und konnten uns am nächsten Tag nur schwer von den Bewohnern der grünen Villa trennen.
Da Frau...äh...Mutti aber bei jedem Weinen von Lena Milch einschoss, wurde es dann doch mal Zeit mit ein paar Stückchen Kuchen und einigen Kisten Wein und allerleckerstem Traubensaft, den man zu Federweißen verwandeln kann, den Rhein wieder in Richtung Norden entlang zu fahren.
Frau...äh...Mutti, steigen Sie doch bei Gelegenheit einfach mal in ein Schiff und in Düsseldorf wieder aus. Hier ist immer das ein oder andere Eckchen für Sie frei!
Und für die anderen Internetten natürlich auch! War schön mit Euch allen!
Vielen Dank für diese tolle Gartenparty, den gelungenen Kurzurlaub und das Wissen, dass nicht alle virtuellen Persönlichkeiten Axtmöder sind.
So wie wir...
;-)
23:04 Uhr
|
5 Kommentare
|
Dies und Das