Dienstag 23.05.2006
Ich stehe dazu: Ich hab mal exzessiv Marktforschung betrieben. Ja, ich war jung und brauchte das Geld, um mein Studium zu finanzieren.

Ich habe wildfremde Leute auf der Strasse angesprochen und gefragt, ob sie ihr Klopapier knüllen oder falten. Ich habe Frauen über 60 nach ihren Slipeinlagen befragt und ich habe Männer zwischen 25 und 40 gesucht, die sich "trauen, ein Zäpfchen anzufassen" (naja, eigentlich "ein Fässchen anzuzapfen" aber Freud hat mich verwirrt).

Aber ich habe nicht nur gebaggert (so hieß das bei uns, wenn man Leute ansprach und zu einer kurzen Befragung ins Studio schleppte), sondern auch wildfremde Menschen angerufen und gefragt, ob sie einen Micra fahren.

Ich habe in dieser Zeit Ehen zerstört (Guten Tag, Studio Marktforschung. Ist Martin Müller da? - Was für ein Studio? Was wollen Sie von meinem Mann? Und woher haben Sie die Nummer? - Steht in unserer Kartei, er hat sich für weitere Studien registrieren lassen...).

Ich habe Geschichtsunterricht bekommen (Ich bin 83 Jahre alt und als ich damals vor Stalingrad lag...) und meinen Kolleginnen im Winter dicke Socken mitgebracht, da es auf der Strasse kalt werden kann, wenn man sechs Stunden im Schnee steht und nur modische, aber nicht funktionale Stiefel anhat.

Ich habe mich anmachen lassen, wurde um Telefonsex und Verabredungen gebeten und hab mich dabei königlich amüsiert, schließlich galt ich im Studio als die beste Telefonistin (also die meisten vereinbarten Termine, die auch eingehalten wurden) und bekam Geld dafür.

Und ich hätte mich wahrscheinlich gefreut, wenn mich mal jemand mit sowas geleimt hätte.

Großartig! *weglach*
20:16 Uhr | 1 Kommentar | Dies und Das


1. Von Ringelstruempfe http://www.myblog.de/ringelstruempfe (24.05.2006 15:27 Uhr)

Das ist schoen. Einfach wunderschoen! Ich habe mir naemlich auch mein Studium mit Telefonieren finanziert. (Allerdings habe ich die Dienste eines privaten Paketzustellers verkauft.) Jedenfalls, das script gefaellt mir prima. Da bekomme ich doch glatt Lust, den naechsten Telemaketer nicht auf Deutsch abzuspeisen, sondern tatsaechlich mit ihm (auf English) zu reden. Tolle Idee fuer regnerische Nachmittage!!! Danke!
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